Fragen eines lesenden Arbeiters
Bertolt Brecht
Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon-
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer
fertig war
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie? Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene
Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem
sagenhaften Atlantis
Brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein ?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte
Untergegangen war. Weinte sonst niemand?
Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer
Siegte außer ihm?
Jede Seite ein Sieg.
Wer kocht den Siegesschmaus?
Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?
So viele Berichte,
So viele Fragen
-------------------------------------------
wieviel leid brachten und bringen männer zu den frauen? wo sind die vielen frauen, die in russland und anderswo gegen den krieg und gewalt demonstrierten? warum lenken frauen immer wieder ein und verstummen, während die männer(und einige frauen) gegen jede vernunft weiter gesundheit und leben ihrer mitmenschen riskieren?
heute, am tag der arbeit, denke ich auch daran, wie wichtig für unser selbstverständnis arbeit ist. sie läßt uns selbstwirksamkeit spüren, freude daran, selbst die welt irgendwo mitzugestalten. menschen von der arbeit ausschließen macht etwas mit ihnen.
in der DDR gab es das recht auf arbeit, das reichte nicht, um selbstwirksamkeit zu erfahren. dazu gehört auch das wissen um den sinn der eigenen tätigkeit.
Die Stadt hinter dem Strom ist ein 1947 in Berlin erschienener Roman des Schriftstellers Hermann Kasack.
beim lesen dieses existentialistischen romans dachte ich viel auch über arbeit nach. da vermahlen menschen steine zu sand, der hinterher wieder zu steinen gegossen wird. der roman ist für mich eine mahnung...